Freitag, 11. Oktober 2013

Das Ende des Privaten? Get a life!



Kürzlich las ich in der Kolumne eines bekannten Internetpapstes mit Hahnenkamm sinngemäß, dass vielen Menschen gar nicht klar sei, wie wenig Privatsphäre sie im Netz und damit insgesamt in ihrem Leben genießen würden. Auch auf Facebook vernahm ich in den vergangenen Monaten etliche Äußerungen von Bekannten und Freunden, die in dieselbe Kerbe hieben: Immer weniger bliebe im Digitalen geheim und damit würden wir von A-Z ausgespäht, verfügten über keinerlei Privatsphäre mehr, wären der gläserne Mensch und ähnliches. Die Untergangsszenarien endeten häufig mit dem Unverständnis darüber, dass das offensichtlich vielen Mitbürgern völlig egal sei, was man an den Wahlergebnissen und dem abebbenden Interesse am NSA-Skandal ablesen könne.

Orwell, Digger, Orwell!
Was mir daran besonders auffiel, war nicht allein die Hybris und Arroganz gegenüber den eigenen Mitmenschen, die natürlich zu doof sind, den Orwell'schen Staat direkt vor ihrer Nase zu erkennen. Sondern vor allem der Umstand, den Kern der eigenen Privatsphäre im digitalen Raum zu verorten.

Was wohl meine Mutter - ohne Computer, Handy und Internet ein glücklicher Mensch - darauf antworten würde, wenn ich ihr eröffne, dass von nun an keine Privatsphäre mehr für sie existiere, weil die NSA alle Emails scannen würde? In ihren Worten vermutlich etwas, das ich mit meinem Duktus wiedergebe: Get a life!

Pflaumenkuchen schlägt Geheimdienst
Wer privat sein will, sollte raus in den Herbst gehen. Mal wieder die Tante mit dem guten Pflaumenkuchen besuchen und das wahre Leben genießen, das sich anfassen lässt und mal mehr oder weniger gut riecht. Keine NSA, kein Google wird sich dafür interessieren.

Man kann natürlich auch den guten, alten Zeiten nachtrauern, als das Netz nur den Insidern gehörte. Dann aber stellt sich die Frage, wer den Zug in die Realität verpasst hat. Vielleicht schließt sich hier der Kreis zu einer simplen Wahrheit: Die Pioniere bleiben am Bahnsteig zurück.

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