Kürzlich las ich in der Kolumne eines bekannten Internetpapstes mit Hahnenkamm sinngemäß,
dass vielen Menschen gar nicht klar sei, wie wenig Privatsphäre sie im Netz und
damit insgesamt in ihrem Leben genießen würden. Auch auf Facebook vernahm ich
in den vergangenen Monaten etliche Äußerungen von Bekannten und Freunden, die in dieselbe Kerbe hieben:
Immer weniger bliebe im Digitalen geheim und damit würden wir von A-Z
ausgespäht, verfügten über keinerlei Privatsphäre mehr, wären der gläserne
Mensch und ähnliches. Die Untergangsszenarien endeten häufig mit dem
Unverständnis darüber, dass das offensichtlich vielen Mitbürgern völlig egal
sei, was man an den Wahlergebnissen und dem abebbenden Interesse am NSA-Skandal
ablesen könne.
Was mir daran besonders auffiel, war nicht allein die Hybris und Arroganz gegenüber den eigenen Mitmenschen, die natürlich zu doof sind, den Orwell'schen Staat direkt vor ihrer Nase zu erkennen. Sondern vor allem der Umstand, den Kern der eigenen Privatsphäre im digitalen Raum zu verorten.
Was wohl meine Mutter - ohne Computer, Handy und Internet
ein glücklicher Mensch - darauf antworten würde, wenn ich ihr eröffne, dass von
nun an keine Privatsphäre mehr für sie existiere, weil die NSA alle Emails scannen würde? In ihren Worten vermutlich etwas, das
ich mit meinem Duktus wiedergebe: Get a life!
Pflaumenkuchen schlägt Geheimdienst
Wer privat sein will, sollte raus in den Herbst gehen. Mal
wieder die Tante mit dem guten Pflaumenkuchen besuchen und das wahre Leben
genießen, das sich anfassen lässt und mal mehr oder weniger gut riecht. Keine
NSA, kein Google wird sich dafür interessieren.
Man kann natürlich auch den guten, alten Zeiten nachtrauern,
als das Netz nur den Insidern gehörte. Dann aber stellt sich die Frage, wer den
Zug in die Realität verpasst hat. Vielleicht schließt sich hier der Kreis zu einer simplen Wahrheit: Die Pioniere bleiben am Bahnsteig zurück.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen