Indien - wachsende
Mittelschicht, Frauen auf dem Vormarsch
Aus beruflichen Gründen bereise ich regelmäßig Indien -
einen fast schon eigenen Kontinent, dessen Vielfalt an Kulturen, Sprachen,
Farben und Gerüchen jeden Besucher beeindruckt. Das Land hat sich in kurzer
Zeit rasant entwickelt, schickt Satelliten ins All und beschäftigt in Bangalore
mehr Programmierer als an jedem anderen Ort der Welt. Die wirtschaftlichen
Erfolge mit einer 300 Millionen Menschen zählenden Mittelschicht ähneln denen
von China mit entsprechenden, gesellschaftlichen Konsequenzen: Auch die Frauen
sind auf dem Vormarsch, was sich nicht nur in der Erwerbsquote niederschlägt.
Welche Nachrichten zu Indien werden bei uns regelmäßig
kolportiert? Vergewaltigungen, Naturkatastrophen, politisches Versagen.
Afrika - DER
Wachstumskontinent des Planeten.
Welche Staaten auf unserem Planeten wachsen aktuell
wirtschaftlich am stärksten? Die asiatischen oder südamerikanischen? Weit
gefehlt! Von den Top 12 dieser Welt kommen sage und schreibe 10 (!) aus Afrika.
Nur China (Platz 8) und Indien (Platz 12), können sich in die afrikanische
Phalanx schieben (Quelle: Weltbank, 2012). Ist das nicht eine außerordentlich
erfreuliche Entwicklung vieler Staaten eines Kontinents, den wir immer nur mit
Katastrophenmeldungen verknüpfen?
Überlegen Sie kurz: Welche Erfolgsmeldungen aus Afrika haben
Sie zuletzt im heute journal gehört oder in der WELT gelesen?
Alles wird besser -
nur nicht in den Nachrichten
"Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden!",
forderte Willy Brandt 1961. Heute kann dort jeder problemlos seine Wäsche auf
den Balkon hängen. Im Rhein, wo Fische früher mit dem Bauch nach oben trieben,
können Familien seit Jahren gefahrlos schwimmen (was wir häufig taten), der
Wald ist entgegen der Vorhersagen keinesfalls gestorben, viele einstmals hier
zu Lande verschwundene Tiere und Pflanzen kehren wieder zurück, wie
beispielsweise die Wölfe. Auch global zeigen sich seit Jahren erfreuliche
Entwicklungen: Die globale Armut geht nachweislich ebenso zurück wie der
Hunger.
Demos sind
interessanter als landwirtschaftlicher Fortschritt
Only bad news are good news, so lautet eine alte
journalistische Weisheit. Aber ausschließlich schlechte? Und können wir nicht
wenigstens von den öffentlich-rechtlichen Medien erwarten, dass sie
ausgewogener berichten? Beispiel Landwirtschaft. Allein China hat Fantastisches
geleistet, ähnliches trifft auch auf Indien zu: In den Anfangsjahrzehnten des
letzten Jahrhunderts verhungerten in China immer wieder Millionen von Menschen,
zwischen 1959 und 1961 bis zu 40 Millionen Menschen. Doch dann wurde die
Produktivität in der Landwirtschaft, aber auch die Qualität der Reissorten
deutlich erhöht und großflächige Hungersnöte finden in China heute praktisch
nicht mehr statt. Der nächste Fortschritt könnte die Einführung der
gentechnisch veränderten Sorte "Goldener Reis" sein, der durch seinen
Vitamin A Gehalt schwere Erkrankungen in Entwicklungsländer bekämpfen könnte -
beispielsweise Erblindungen, denen jährlich 500.000 Kinder zum Opfer fallen.
Worüber aber berichtet die einstmals ehrwürdige Tagesschau
zu diesem Thema? Erst kürzlich über eine gerade einmal 300 Menschen zählende
Demonstration in Berlin, die sich gegen die US Firma Monsanto richtet, die
solche Reissorten produziert.
Dem Planet geht es
besser, als berichtet wird
Vielleicht haben wir global weniger Probleme, als wir
denken. Eines haben wir ganz sicher: Unsere Medien und die Auswahl ihrer bad
news.