Schluss mit Lustig!
Was haben sich schon die Medien über ihn lustig gemacht -
wegen seiner inszenierten Machobilder, wegen seiner Körpergröße. Ein kleiner
Hanswurst, der einen auf dicke Hose macht, irgendwas kompensieren muss.
Nun hält er die Welt in Atem und viele fürchten ihn oder,
selbst im Westen, bewundern ihn. Die Scherze sind verstummt, Häme und Spott
weichen Angst und Ungewissheit.
Dabei sehen wir nur einen Mann vor uns, von dem es früher
nicht wenige gab. Einen Mann, der handelt. Das ist für uns westliche Weicheier
so ungewohnt geworden, wo wir uns doch runde Tische, Abstimmungen, den Konsens
aller Beteiligten, die Einbeziehung noch der marginalsten Minderheit wünschen.
Wir regeln Dinge über gewaltige, bürokratische Apparate, bei denen am Ende niemand
mehr weiß, wer was warum wollte und wieso es zu genau dieser Lösung kam.
Eine politische Welt, in der selbst respektierte Anführer
wie Bundeskanzler oder amerikanische Präsidenten nur noch wie Getriebene
wirken.
Action speaks louder than words
Dieser Mann handelt.
Mir begegnen derzeit nicht wenige Menschen, die dieses kraftvolle Agieren
faszinierend finden, auch wenn sie die politischen Aktionen selbst ablehnen.
Putins Maximen entstammen einer Zeit, der wir oft nostalgisch
nachtrauern - in vielem zu Recht. In der die Dinge geordnet waren, man sich auf
Worte, Handschläge und Ankündigungen verlassen konnte, als wären sie in Stein
gemeißelt. Eine Zeit kantiger Typen mit Biografien, die sich sehen lassen konnten.
Die heimliche Bewunderung des Herrschers aus Moskau sagt einiges über uns aus und
die Zeit, in der wir leben. Irgendwas hat sich fehlentwickelt. Putin erinnert
uns daran, was das sein könnte.