Dienstag, 17. September 2013

Rache ist wenigstens ein Gefühl



In Indien wurden vier der Vergewaltiger jenes berühmt gewordenen, gewalttätigen Verbrechens mit tragischem Ausgang zum Tode verurteilt. Die Eltern der Toten forderten dieses Urteil und empfanden entsprechende Genugtuung.

Wie wären bei uns wohl Kommentare und Berichterstattung ausgefallen?

Du kannst einen jungen Menschen ins Koma treten, ihm das Gehirn zu Matsch schlagen, seine Angehörigen ins lebenslange Unglück stürzen, ihr Dasein von einem Tag auf den nächsten in eine lebende Hölle verwandeln - und Du wirst auf viele Menschen treffen, die sich Gedanken um Dich machen. Warum bist Du so geworden? Welchen Anteil hat die Gesellschaft an Deiner Entwicklung? Wie können wir Dich möglichst fair und sanft bestrafen, um Dich anschließend wieder in die Gesellschaft zu integrieren?

Aber wehe, Du forderst Rache für die Tat eines brutalen Totschlägers wie im Fall von Johnny K. Genugtuung. Gerechtigkeit, die dem Täter eine Strafe auferlegt, die den Folgen seiner Tat entspricht - dann wirst Du erleben, wie schnell Du zum Barbar gemacht wirst. Zu einem Mensch, der offensichtlich niedersten Instinken folgt. Abscheu wird Dich treffen.

Woher kommt diese aus den Fugen geratene Moral, die mehr Verständnis für Täter entwickelt als für Opfer oder ihre Angehörigen? Ich habe das Gefühl, dass sich Justiz und Politik völlig vom Empfinden vieler Menschen entfernt haben - aber eines steht für mich fest: Die Täterversteher glänzen vor allem durch Gefühllosigkeit gegenüber Opfern und ihren Liebsten.

Rache, so viel geschmäht sie bei uns auch wird, ist immerhin ein authentisches Gefühl, gespeist aus dem himmelschreienden Unrecht einer schweren Tat und mit dem Fokus, den Täter zur Strecke oder in Haft zu bringen.

Auge um Auge - das wünsche ich mir als Prinzip für Taten, die sich gegen Menschen richten. Die biblischen Vorväter folgten nicht umsonst diesem gerechten Prinzip, das sich nicht vorrangig um die Zukunft des Täters kümmert, sondern vor allem um den inneren Frieden der anderen - Opfer, Angehörige, Mitleidende.

Freitag, 13. September 2013

Fetisch Gleichheit

Als ich vor Jahren mit einer Wirtschaftsdelegation nach Indien reiste, mussten wir in Bombay vom Flughafen zum Hotel etliche Kilometer mit dem Bus zurücklegen. Viele Unternehmer befanden sich zum ersten Mal in Indien und einige äußerten sich zu den Straßenszenen in dieser pulsierenden Metropole. Äußerten sie sich zu  dem bunten Treiben, dem quirligen Leben dieser Megalopolis? Den vielen Straßenhändlern mit den unterschiedlichsten Produkten, den farbenfrohen Saris der Frauen, den geschickten Handwerkern, die am Bordstein eine Nähmaschine reparierten, den Fahrkünsten der Minitaxis?

Armut war das Thema. DAS fiel natürlich sofort auf. Köpfe wurden geschüttelt, Bedauern geäußert - später auch im Gespräch Indern gegenüber, die nicht ganz begriffen, worum es überhaupt ging. Ähnliches erlebte ich in anderen Ländern von meinen Landsleuten. Bin ich wieder zuhause und berichte ich von Indien, höre ich "Oh je, das Kastenwesen!", erzähle ich vom letzten US-Aufenthalt, werde ich über die mangelnde Krankenversicherung belehrt.
Ich schalte den "Weltspiegel" oder das "Auslandsjournal" im Fernsehen ein: In Ohio wird eine Dame portraitiert, die im Auto schlafen muss. Aus China oder Indien wird nicht etwa über die fleißigen Aufsteiger berichtet, sondern natürlich über die ausgebeuteten Wanderarbeiter.


Woher kommt dieser schon an einen Fetisch grenzenden Glauben an die Gleichheit? Und wir reden hier nicht von gleichen Chancen, wie in den angelsächsischen Ländern, sondern vom möglichst gleichen Ergebnis für alle. Natürlich hält es keine Gesellschaft lange aus, wenn die sozialen Spannungen dauerhaft zu groß sind. Aber wie dynamisch ist eine Gesellschaft, in der Gleichheit eines der obersten Gebote ist?

Wie hoch war die Dynamik in den Gesellschaften der beiden großen Gegenspieler UdSSR und USA in den vergangenen Jahrzehnten? Wessen Filme, Musik, Bücher, wessen Produkte eroberten die Welt, weil die Dynamik immer neue Vielfalt nach oben spülte?

Der Fetisch Gleichheit, der uns auch von der EU jeden Tag gepredigt wird, bringt uns langfristig zu ruhigen Verhältnissen. Aber auch zu Einheitsbrei, weniger Farben und letztlich auch Wohlstandsverlust. Wer nicht mehr aufsteigen muss oder kann, wird sich nicht mehr anstrengen. Fazit: Gleiche Chancen - aber möglichst ungleiche Ergebnisse!

Mittwoch, 11. September 2013

Mad Men - gebt mir eine Zeitmaschine!

Als ich vor einigen Jahren von dieser preisgekrönten Serie MAD MEN las, fragte ich mich, was zur Hölle nur an einer Serie dran sein kann, die in den 60er Jahren in einer Werbeagentur in New York spielte? Werber habe ich in meinem Berufsleben häufig als überkandidelte Aufschneider in Designerpullis kennengelernt, die man gerne mit einer Schrotflinte bekannt machen würde, denen man aber nicht bei der Arbeit zusehen möchte. Zwei Elemente ragen bei Mad Men besonders heraus: Die Charaktere und das Sittengemälde einer Zeit.

Don und Joan verkörpern die Rollenbilder dieser Zeit mit all ihren Stärken und Schwächen. 

Don Draper, der gutaussehende Wolf in der Agentur, zeigt sich als Getriebener mit einer großen Schwäche für Genüsse aller Art - mit entsprechenden Konsequenzen wie dem Verlust seiner Familie. Faszinierend, wie er in stets Haltung bewahrt, schwierigen Geschäftspartnern mit Rückgrat und guten Whiskys begegnet. Ein Mann, ein Wort. Auch wenn es weh tut.

Joan stellt die zu Beginn wohl am meist unterschätzte Figur dar - der Vorzimmerdrache in der Agentur. Im Lauf der Serie entwickelt sie eine Präsenz, die ihresgleichen sucht. Sie gilt inzwischen als der weibliche Star der Serie. Mit einem Körper und einer Ausstrahlung gesegnet wie eine Diva der 50er Jahre zeigt sich in ihr der unnachahmliche Mix aus verletzlicher Sinnlichkeit und selbstbewusster, schöner Frau.

Was aber ist das besondere Erfolgsrezept von Mad Men? So bizarr es sich für diese sehr erwachsene Serie anhören mag, aber Mad Men entführt uns in unsere Kindheit. Jammern wir nicht ständig über das Chaos unseres Lebens, den fragmentierten, alltäglichen Wahnsinn? Beklagen wir uns nicht über Entwurzelung, Heimatlosigkeit, mangelnde Bindungen?

Mad Men lässt uns in eine Welt blicken, in der das Koordinatensystem noch stimmt. Männer sehen aus wie Männer und benehmen sich auch so. Frauen verkörpern Sinnliches und Mütterliches, ohne dass sie sich dafür entschuldigen müssen.
Verpackt mit großartiger, amerikanischer Erzählkunst tauchen wir ein in ein Universum, dessen Ende wir bereits nahen sehen, das wir aber bis heute vermissen: Das unserer Eltern. Als tägliche Rituale noch etwas bedeuteten, ebenso wie Institutionen, Familie, Bindungen aller Art.
Als das Wort eines Mannes etwas galt und als Frauen sich nicht als die besseren Männer beweisen mussten. Gebt mir eine Zeitmaschine!

Dienstag, 10. September 2013

Der glatt polierte Säugling jenseits der 30

Mit welchem Thema hatte ich im Freundeskreis die heißesten Diskussionen? NSA, Bayern München, die kommenden Wahlen, der Klimawandel? Weit gefehlt! Selbst der von mir zur Schau getragene Militarismus oder das stolze Mackertum polarisiert nicht annähernd so scharf wie das Thema "Körperhaare bei Männern".

Zwei Konstanten schälen sich heraus wie Körperfresser aus einer alten Tulpe: Zum einen gibt es den Generationsgraben. Kaum ein junger Mensch, der bei der Erwähnung von Achsel- oder Schamhaaren nicht sofort voller Ekel ausspuckt, als hätte er soeben in den Schritt der Oma von nebenan gebissen. Zum anderen gibts noch den Graben zwischen Körpermodellierern aller Arten (vom Bodybuilder über die Fitnessstudiotrulla, vom Gothic Fetisch Girl bis zum Volltätowierten) und den ganz normalen Dödeln wie mir, dem ollen heterosexuellen, männlichen Weißen jenseits der 40.

Doch woher kommt dieser Kult, wieder so unbehaart und rein wie ein Neugeborenes sein zu wollen - gerade bei Menschen, die sonst nichts daran finden, ihren Körper mit Metall, Tinte, Kork und allerhand anderen Materialen vollzustopfen, aber nur nicht mit eigenem Haar schmücken zu wollen? Haben die Bodybuilder und Schwulenbewegung aus den USA, die diesen haarlosen Fetisch initiierten, nun den finalen Sieg errungen?

Verbringen die Jünglinge künftig mehr Zeit im Bad als ihre Freundinnen? Wird die Epilier-Industrie zu weiteren Höhenflügen ansetzen?

Ich halte dagegen! Denn einigen wird es dämmern: Wenn auch das letzte Brusthaar rasiert wurde, die Beine glatt wie die deiner Freundin sind, dann, erst dann, wirst du merken, wer bei Euch die Hosen anhat. Aber immerhin darfst du sie dann kurz tragen.
Und nun Feuer frei!

Montag, 9. September 2013

Der Macker im Werwolf

Schon seit längerem beschäftigt mich die Frage, wie ich den Erfolg meiner Werwolf Reihe erhöhen kann - neben den üblichen Vorschlägen wie virales Marketing, intensiver Kommunikation mit den Lesern, Leserunden oder Lesungen. Dass man als Autor bei einem seriösen, aber kleinen Verlag mit Grenzen von Marketingbudgets leben muss, ist selbstverständlich und kein Grund zum Jammern. Wie aber kann man hervorragende Kritiken in höhere Verkäufe umsetzen?
Das Positive: Dieser harte Macker Gero, die Hauptfigur der BERLIN WERWOLF Reihe scheint vor allem bei den Leserinnen gut anzukommen. Er polarisiert. Einige finden den aus der Zeit gefallenen Macho zum Abkotzen, doch die meisten mögen den "richtigen Kerl", der gerne mal eine Liebschaft a tergo auf dem Küchentisch nimmt oder einem Gegner das Herz aus der Brust reißt, immer aber ein verlässlicher Mann bleibt, der für seine Freunde durchs Feuer geht.
Die Hürde: Viele wenden sich ab, wenn sie nur die Begriffe "Mystery", "Fantasy" oder "Werwolf" hören, vermuten dann schwülstige Teenieromanzen. Sehr häufig las und hörte ich von Lesern, dass man das Buch gar nicht in die Hand nehmen wollte, aber dann positiv überrascht wurde.
Das Ziel: Die Leser und Leserinnen zu erreichen, die sehr thrilleraffin sind, schillernde und vielschichtige Charaktere, hartgesottene Geschichten und knackige Dialoge mögen.

Für Vorschläge jeder Art habe ich ein offenes Ohr! Einfach hier als Kommentar einstellen.

Wer sich ein Bild über die von mir angesprochenen Rezensionen machen möchte, kann sich bei Amazon oder Lovelybooks Kritiken durchlesen, hier kann man auch in die Bücher reinlesen:
Amazon Kritiken zu Band 1

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BERLIN WERWOLF Fanpage

Und wer sich generell über meine Vita und Aktivitäten informieren möchte:
Rainer Stenzenberger Homepage