Mittwoch, 11. September 2013

Mad Men - gebt mir eine Zeitmaschine!

Als ich vor einigen Jahren von dieser preisgekrönten Serie MAD MEN las, fragte ich mich, was zur Hölle nur an einer Serie dran sein kann, die in den 60er Jahren in einer Werbeagentur in New York spielte? Werber habe ich in meinem Berufsleben häufig als überkandidelte Aufschneider in Designerpullis kennengelernt, die man gerne mit einer Schrotflinte bekannt machen würde, denen man aber nicht bei der Arbeit zusehen möchte. Zwei Elemente ragen bei Mad Men besonders heraus: Die Charaktere und das Sittengemälde einer Zeit.

Don und Joan verkörpern die Rollenbilder dieser Zeit mit all ihren Stärken und Schwächen. 

Don Draper, der gutaussehende Wolf in der Agentur, zeigt sich als Getriebener mit einer großen Schwäche für Genüsse aller Art - mit entsprechenden Konsequenzen wie dem Verlust seiner Familie. Faszinierend, wie er in stets Haltung bewahrt, schwierigen Geschäftspartnern mit Rückgrat und guten Whiskys begegnet. Ein Mann, ein Wort. Auch wenn es weh tut.

Joan stellt die zu Beginn wohl am meist unterschätzte Figur dar - der Vorzimmerdrache in der Agentur. Im Lauf der Serie entwickelt sie eine Präsenz, die ihresgleichen sucht. Sie gilt inzwischen als der weibliche Star der Serie. Mit einem Körper und einer Ausstrahlung gesegnet wie eine Diva der 50er Jahre zeigt sich in ihr der unnachahmliche Mix aus verletzlicher Sinnlichkeit und selbstbewusster, schöner Frau.

Was aber ist das besondere Erfolgsrezept von Mad Men? So bizarr es sich für diese sehr erwachsene Serie anhören mag, aber Mad Men entführt uns in unsere Kindheit. Jammern wir nicht ständig über das Chaos unseres Lebens, den fragmentierten, alltäglichen Wahnsinn? Beklagen wir uns nicht über Entwurzelung, Heimatlosigkeit, mangelnde Bindungen?

Mad Men lässt uns in eine Welt blicken, in der das Koordinatensystem noch stimmt. Männer sehen aus wie Männer und benehmen sich auch so. Frauen verkörpern Sinnliches und Mütterliches, ohne dass sie sich dafür entschuldigen müssen.
Verpackt mit großartiger, amerikanischer Erzählkunst tauchen wir ein in ein Universum, dessen Ende wir bereits nahen sehen, das wir aber bis heute vermissen: Das unserer Eltern. Als tägliche Rituale noch etwas bedeuteten, ebenso wie Institutionen, Familie, Bindungen aller Art.
Als das Wort eines Mannes etwas galt und als Frauen sich nicht als die besseren Männer beweisen mussten. Gebt mir eine Zeitmaschine!

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